Jährlich erleiden rund 190 000 Arbeitnehmer einen Stolper- oder Sturzunfall. Diese sind nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr teuer. Die gute Nachricht: Die meisten der Unfälle lassen sich mit wenig Aufwand vermeiden.
Rund 350 Mitarbeitende des Tiefbauamtes sind im Kanton Bern im Dienste der
Bevölkerung unterwegs und kümmern sich um Bau- und Unterhaltsarbeiten. Kein
anderes kantonales Amt hat so viele Leute «draussen» im Einsatz. Es leuchtet
deshalb ein, dass im Tiefbauamt die Unfallverhütung eine grössere Rolle
spielt als in anderen Dienststellen. Im Einsatz auf der Strasse kommt es
immer mal wieder zu Unfällen, am häufigsten zu Stolper- und Sturzunfällen.
Das erstaunt nicht: Stolpern und Stürzen ist in der Schweiz seit Jahren die
häufigste Unfallursache.
Von solchen Unfällen überdurchschnittlich häufig betroffen sind ältere Arbeitnehmende. Das hat unter anderem mit der sinkenden körperlichen Leistungsfähigkeit im Alter zu tun. Im Vergleich zu jüngeren Kolleginnen und Kollegen leiden ältere Frauen und Männer etwa häufiger unter Gleichgewichtsschwierigkeiten oder anderen gesundheitlichen Problemen. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird das Thema in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Obwohl auch beim Berner Tiefbauamt viele ältere Männer im
Strassenunterhaltsdienst tätig sind, ist «Stolpern und Stürzen» für die
gesamte Belegschaft von Bedeutung. Es liegt im Interesse des Kantons, dass
alle Mitarbeiter die nötigen Massnahmen zur Vermeidung solcher Unfälle
treffen. Auch deshalb hat sich das Tiefbauamt 2013 dazu entschieden, sich
während einer sechstägigen Präventionsaktion intensiv mit dem Thema Stürze
zu befassen. Dabei war jeder Mitarbeitende verpflichtet, zwei Stunden an der
Aktion teilzunehmen.
An den Präventionstagen vor Ort war auch die Suva. Sie unterstützte das
Tiefbauamt mit verschiedenen Modulen zum Thema «Stolper- und Sturzunfälle».
Auf besonders grosses Interesse stiessen dabei eine spezielle
Gleichgewichtsübung sowie der erlebnisorientierte «Stolperparcours», mit
welchem die Mitarbeitenden des Tiefbauamtes verschiedene Situationen zu
Sturzunfällen erleben konnten – und gleichzeitig lernten, wie sich Stolper-
und Sturzunfälle am besten vermeiden lassen. Für die Suva ist klar: Wenn
über die Herausforderungen und die Gefahren rund um das Thema Stolpern und
Stürzen diskutiert wird, ist schon viel erreicht.
Tatsache ist: Indem das Bewusstsein für Stolper- und Sturzgefahren auf der
Strasse geschaffen wird, können Unfälle vermieden werden. Jeder und jede
kann Stolperfallen vermeiden oder bewusst entfernen. Zudem ist aufmerksames
Gehen der Schlüssel zu weniger Unfällen. Dazu gehört, dass das Tempo der
Situation entsprechend angepasst wird – und dass man beim Gehen stets
konzentriert bleibt.
Rund ein Drittel aller Stolper- und Sturzunfälle ereignen sich übrigens auf Treppen. Und auch hier gilt: Wer einige simple aber effektive Tipps verfolgt, läuft sicherer. Beim Treppenlaufen sollte der Blick stets auf die Stufen gerichtet sein. Es ist zudem ein absolutes No-Go, auf der Treppe das Handy zu bedienen.
Auch wenn es mal pressiert, sollte auf Treppen nicht gerannt werden. Man
setzt so nämlich einer massiv höheren Stolpergefahr aus. Darüber hinaus
empfiehlt es sich, beim Treppenlaufen stets den Handlauf zu benutzen.
Dass die Botschaften der Kampagne «Stolpern und Stürzen» sinnvoll sind, beweist das Beispiel des Berner Tiefbauamtes. Auch wenn keine genauen Zahlen vorliegen, hatte es im Folgejahr tatsächlich weniger Stolper- und Sturzunfälle zu verzeichnen.
Wie viele Unfälle sich durch solche Präventionstage in Schweizer Betrieben ganz konkret vermeiden lassen, ist schwer zu beurteilen. Für die Suva ist aber klar, dass wenn sich durch die Aktionen auch nur ein Unfall verhindern lässt, hat sich der Aufwand schon gelohnt.
Weitere Informationen: www.suva.ch/de-ch/praevention/sachthemen/stolpern
Jährlich erleiden rund 190 000 UVG-Versicherte einen Stolper- oder Sturzunfall. Rund 63 000 der Unfälle ereignen sich bei der Arbeit. Klar ist, dass diese Unfälle nicht nur mit Schmerzen für die Betroffenen, sondern auch mit hohen Kosten für alle Beteiligten verbunden sind. Jeder einzelne Stolper- oder Sturzunfall hat Kosten von rund 7 200 Franken zur Folge – das sind um die 2 000 Franken mehr als ein Berufsunfall im Durchschnitt kostet. Die rund 63 000 Berufsunfälle im Zusammenhang mit dem Stolpern und Stürzen kosten jährlich somit rund 551 Millionen Franken.
Dieser Artikel wurde in ungekürzter Fassung erstmals im EKAS Mitteilungsblatt
Nr. 84 im Mai 2017 publiziert. Autorin: Barbara Senn, Mediensprecherin,
Suva, Luzern.
Aktualisiert am 17. Juni 2019 durch Natascha Obermayr
und Erika Rogger, Mediensprecherin, Suva.